50 Jahre Z-ModelleKawasakis nackte Historie
Kawasaki baut seit 1950 Motorradmotoren, aber die Idee für den großen Viertakt-Vierzylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen (DOHC) wurde erst in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre geboren. Aus europäischer und US-amerikanischer Sicht war das immer noch extrem fortschrittlich. Mehr als zwei Zylinder waren absolut unüblich und große Hubräume gab es vor allem bei Harley-Davidson in bekanntlich nicht sehr sportlichen Ausführungen. Mitten in die Entwicklungsphase bei Kawasaki schlug dann die Präsentation der 67 PS starken Honda CB750 Four auf der Tokyo Motor Show des Jahres 1968 wie eine Bombe ein.
Das ursprünglich für eine 750er geplante Projekt wurde neu gestartet und komplett anders aufgestellt: Honda musste mit einem entsprechend stärkeren Modell unmissverständlich übertrumpft werden. Nachdem man mit zwei Vorserienmodellen der Z 1 im Jahr 1972 mehrere Rekorde auf dem Rundkurs von Daytona pulverisiert hatte, war klar, dass die Zeit für die Markteinführung reif war. In Europa wurde sie mit 79 PS zugelassen, in den USA sogar mit 82 PS, womit sie sofort zur uneinnehmbaren Leistungsrakete avancierte.
Die Z 1 war wesentlich für den Aufstieg der japanischen und den Niedergang der europäischen Motorradindustrie verantwortlich. Sie läutete auch das Ende der großvolumigen Zweitakter von Kawasaki ein, indem zahlreiche Modelle mit kleinerem und später auch mit größerem Hubraum von ihr abgeleitet wurden. Das gipfelte bereits 1978 in der monumentalen Z 1300 mit ihrem flüssig gekühlten Sechszylindermotor.
Extrem erfolgreich war die 1976 eingeführte Z 650 mit ihren für diese Hubraumklasse damals phänomenalen 67 PS. Die Basis dieses Motors wurde in zahlreichen Varianten bis hin zur letzten ZR-7 des Jahres 2004 weiter gebaut. Außergewöhnlich war Kawasakis Beitrag zur kurzen Epoche der Turbo-Ära im Motorradbau.
Die Z 750 Turbo stieg 1983 als letzte der vier japanischen Hersteller in den Ring der Aufgeladenen und ließ ihre Mitbewerber ohne jede Chance zurück. Dennoch wurde sie schon 1985 in Pension geschickt, auch weil die GPZ 900 R ab 1984 mit etwas mehr Hubraum sogar mehr Leistung und vor allem mehr Standfestigkeit bewies. Ab dann ging es mit der Leistung sprunghaft nach oben: Die GPZ 1000 RX mit 125 PS, ZX-10 mit 137 PS und die unfassbar schnelle ZZR 1100 mit 145 PS waren allesamt Produkte der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre.
Die erste Rückbesinnung und zugleich Neuinterpretation der heroischen Zeiten der Z 1 erfolgte im Jahr 2003 mit der optisch gewagten Z 1000. Als aktuellster Nachfolger der „Ur-Z 1“ darf wohl das 2022er-Modell der Z900RS gelten, die unübersehbar die Gene ihrer berühmten Vorgängerin geerbt hat.