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Christoph Lentsch
Autor: Mag. (FH) Christoph Lentsch
christoph.lentsch@motorrad-magazin.at
19.7.2022

BMW K1600 Grand America TestBreites Land

Kurze Modell-Enzyklopädie: Die bayrische Tourer-Palette besteht aus der Urmutter RT und dem K-1600-Quartett, das sich aus den beiden sportlicher angelegten K 1600 GT und GTL und den etwas entspannteren – um nicht zu sagen amerikanischeren – K 1600 B(agger) und K 1600 Grand America zusammensetzt.

Dass sich auch auf Letzterer das K-1600-B-Logo an der Seitenverkleidung findet, wird bestimmt auch Sie verwirren. Auch im Zulassungsschein findet sich diese Modellbezeichnung und in unserem Leihvertrag ist „Grand America“ als Sonderausstattung ausgewiesen, mit den Extras Audiosystem, Trittbretter, Windschild hoch, Zusatzscheinwerfer, Zusatz Hochtonlautsprecher, Motorschutzbügel und Topcase groß. 

 

Die wolkige Sitzbank mit einer aufwendigen Stickerei an der Beckenstütze ist ebenfalls optional und Teil der „Option 719 Midnight“-Variante. Aufwendig ist auch die Produktion der galaktischen Lackierung (Meteoric Dust II metallic) an der Verkleidung und an den Seitenkoffern, die manuell im Wassertransferdruckverfahren durchgeführt wird.

Akribische Handarbeit bedeutet allerdings noch nicht, dass das Ergebnis auch den gewünschten Effekt erzielt, nämlich eine naturgetreue, phantastisch-magische Projektion des Nachthimmels darzustellen. Im besten Falle wirken die Grafiken wie eine Hommage an Bob Ross. Alternativ gibt es die Grand America nur in schnödem Schwarz oder Manhattan metallic, einer Art dunklem Bronze.

 

Das Design Midnight kostet inklusive Sitzbank und Editions-Plakette über 2800 Euro und somit deutlich mehr als die Schmiederäder, wobei die Sitzbank den Löwenanteil ausmacht. Nebst diesem hat man unserem Testfahrzeug noch das Komfort-Paket gegönnt, das Keyless Ride, Schaltassistent Pro, Zentralverriegelung, Diebstahlwarnanlage beinhaltet. Da ist zwar mit nicht einmal 1000 Euro relativ günstig, könnte bei so einem Kaliber aber auch gerne zum Serienumfang gehören.

Dafür gibt’s eine Zylinderschar und Leistungswerte, dass sportliche Vierräder neidisch werden: 160 PS und 180 Newtonmeter aus sechs Zylindern in Reihe. Der extrem flach in den Rahmen gepferchte Motor drängt links und rechts aus der Verkleidung und da er nicht symmetrisch ist, muss man rechts auf etwas Breite beim auf dem Sturzbügel montierten Trittbrett verzichten. 

 

Großflächig genießen kann man dagegen die opulente Sitzbank und den Segeltuch-großen, elektrisch verstellbaren Windschild, der in der obersten Position für gespenstische Ruhe sorgt. So kann sich der klare Sound aus den vier Boxen besser entfalten, den man entweder aus dem Radio oder dem eigenen Smartphone holt.

Der überbreite und glasklare 10,25-Zoll-TFT-Schirm ist bereits aus mehreren BMW-Modellen bekannt und verfügt natürlich auch hier über die tadellos funktionierende Connectivity. Die BMW Motorrad Connected App kann zudem die Routenführung am Display anzeigen. Die defensive Ergonomie ergibt sich vor allem aus der niedrigen Sitzhöhe von nur 750 Millimeter, nur auf der GT sitzt man mit 810 beziehungsweise 830 Millimeter deutlich höher und damit sportlicher.

In der tiefen Lage entsteht ein „Laid-Back“-Gefühl, das man sich gut auf unendlich langen Geraden quer durch die USA vorstellen kann. Doch dort wäre die Grand America trotz ihrem Namen völlig unterfordert, weil sie einerseits nicht so schnell dürfte, wie sie könnte und zweitens ihre dynamischen Qualitäten schändlich missachtet würden. Nicht zuletzt das semi-aktive Dynamic ESA „Next Generation“ mit vollautomatischem Beladungsausgleich.

 

Obwohl der Luxus-Tourer mit maximalem Laderaum-Dekor 367 Kilogramm auf die Waage drückt, lässt er sich – erstmal in Bewegung – mit feinsten Impulsen am dem Fahrer entgegengestreckten Lenker würdevoll durch die Kurven dirigieren. Unwürdig ist dafür wie immer bei derlei Schlachtschiffen das Manövrieren am Stand, bei dem man gerne in Kauf nimmt, dass nicht jeder eine Rückfahrhilfe auf einem Motorrad toll findet. Ohne geht’s kaum.

Im Stand fällt auch stärker auf, dass der Motor recht laut vor sich hin säuselt, was im Stop-and-Go-Verkehr mitunter etwas nervtötend sein kann. An der Ampel vorschummeln hat angesichts der Ausmaße auch seine Tücken. 

Also besser raus aufs Land und die erhaben-elegante Kraftentfaltung dieses einzigartigen Motorradmotors in vollen, weiten Zügen genießen. Zu ungestümen Hausstrecken-Duellen sollte man sich besser nicht hinreißen lassen, denn auch das schräglagenoptimierte Teil-Integral-ABS ist irgendwann am Ende seiner Kräfte und die schiere Masse schluckt die Möglichkeiten jedweder Kurven-Korrektur. Das ist erst recht anzuraten, wenn am Sozius-Sofa die Gattin thront und die Koffer gefüllt sind mit der gesamten Sommerkollektion von Armani.

Wenigstens spart man beim Verbrauch ein paar Euro, denn es ist gar nicht so schwer, den Schnitt unter sechs Litern zu halten. Für einen Sparfuchs wird man aber wohl nicht gehalten, wenn man mit der Grand America anrollt, eher für einen Fürsten. Wer sich seinen Stolz bewahren will, sollte allerdings hinterm Haus parken. 

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